Freitag, 2. August 2013

Kleine Trollkunde für Anfänger

Guten Tag, meine Damen und Herren!
Im Rahmen meiner Vortragsreihe "Kleine Trollkunde für Anfänger" möchte ich Ihnen heute die Gattung der Kleintrolle nahe bringen, insbesondere die der possierlichen Bratröllchen (als alternative Schreibweise lt. neuer Rechtschreibung auch: Bra-Tröllchen). Gemeine Bratröllchen sind harmlose Geschöpfe. Sie sind klein und füllig und stecken in einer orangefarbenen Haut mit Pockennarben und einer Nase, die beinahe so groß ist wie ihr Bauch. Ihren Namen verdanken sie einer wulstigen, etwas dunkleren Einfärbung auf Brusthöhe, die an einen BH (=engl. "bra") erinnert.
Wie die meisten Kleintrolle sind sie Einzelgänger, doch weil sie Sumpfgebiete bevorzugen, leben sie dennoch in der Regel nicht weit voneinander entfernt. Trifft ein Bratröllchen auf ein anderes, gehen sie grußlos aneinander vorbei. Ihre Pockenhaut diente als Vorbild für die Entwicklung des Goretex-Stoffs, denn sie ist absolut wasserabweisend und atmungsaktiv. Selbst im tiefsten Morast sinken sie nicht ein und sehen stets aus wie aus dem Ei gepellt. Apropos: Wie sich die Tröllchen fortpflanzen, ist noch ungeklärt. Es gibt weltweit nur sehr wenige Exemplare und es erfordert einige List, sie zu beobachten. Sicher ist nur, dass sie mindestens 100 Jahre alt werden. Vorher sterben sie aus Prinzip nicht.
Man hat versucht, sie für Tierversuche zu fangen, doch die Bratröllchen haben einfach nicht auf die menschlichen Manipulationen reagiert. Selbst die schärfsten Messer und die spitzesten Nadeln haben ihre kleinen festen Körper nicht durchdrungen. Sie waren absolut medikamenten- und betäubungsmittelresistent und konnten nur mit Klettbändern an Armen und Beinen gefesselt werden. Schließlich hat man sie entnervt wieder freigelassen. Es machte einfach keinen Spaß, die Bratröllchen zu quälen. Wonderbratröllchen unterscheiden sich von normalen Bratröllchen dadurch, dass sie im Dunkeln leuchten. Ansonsten verhalten sie sich ganz genauso. Es kommt vor, dass sie eine ganze Moorlandschaft in ein neonoranges Licht tauchen, aber nur, wenn gerade keiner hinschaut. (Weil Wonderbratröllchen fast blind sind, bemerken sie manchmal nicht, dass sie jemand bemerkt hat, daher weiß man von diesem Phänomen.)
Interessanterweise gibt es noch mehr Tröllchenarten, die sich in höchst unterschiedlichen Lebensräumen eine Nische gesucht haben. Allen voran ist das Zebratröllchen zu nennen, welches so quirlig und knuddelig ist, dass man es am liebsten mit nach Hause nehmen würde. Doch scheu sind sie alle, die Tröllchen und die Trolle. Das Zebratröllchen ist plüschig und schwarzweiß gestreift und lebt in Wüstenrandgebieten und Steppen. Dort kann es vorkommen, dass ihm gelegentlich ein Algebratröllchen über den Weg läuft. Natürlich gehen auch diese Tröllchen grußlos aneinander vorbei. Algebratröllchen lieben es als echte Mathematiker staubtrocken. Bevor sie einen Weg einschlagen, berechnen sie dessen Länge und hinterlassen den Rechenweg als Spuren im Sand. Manchmal bauen sie sogar absichtlich Rechenfehler ein, um ihre Feinde zu täuschen. Wer die listigen Algebratröllchen beobachten möchte, braucht eine mathematische Begabung und beträchtliche Wasservorräte, denn Algebratröllchen fühlen sich inmitten der Wüste am wohlsten.
Zu warnen ist vor dem Kobratröllchen. Es kann sich verschiedensten Umgebungen anpassen und ist hochgiftig. Es ist gestreift wie das Zebratröllchen (Verwechslungsgefahr!), doch längst nicht so plüschig wie dieses. Fühlt es sich bedroht, beißt es sofort zu. Ein Kobratröllchenbiss ist äußerst schmerzhaft und kann sogar tödlich sein, wenn das Gift tief genug eingedrungen ist, doch zum Glück gibt es ein simples Gegenmittel: Die betroffenen Stellen müssen umgehend mit Brennnessel-Quacksalbe eingerieben werden, welche man in Kobratröllchengebieten stets bei sich führen sollte. Eine weitere Möglichkeit ist das Beschwören der Kobratröllchen durch Musik. Dann beißen sie auch nicht, doch Laien wird von dieser Methode abgeraten, weil Kobratröllchen das absolute Gehör besitzen und zudem einen höchst eigenwilligen Musikgeschmack. Aus Volkserzählungen kennt man weiterhin das Abrakadabratröllchen, welches in dichten Wäldern lebt und Menschen in Elfen und Feen verzaubert haben soll, doch bisher hat noch kein ernsthafter Trollforscher ein solches gesehen. Allerdings verschwinden auffallend viele Trollforscher spurlos im Dickicht skandinavischer Wälder und niemand weiß davon zu erzählen, was sie vor ihrem Verschwinden erlebt haben.
Das war's mal wieder für heute - ich danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche weiterhin ein trolliges Wochenende. Mit diesen Worten trolle ich mich.Ihr Prof. Dr. rer. troll. Julius Fidibus

Donnerstag, 3. Januar 2013

Neues Jahr. Alte Vorsätze.

 
 

Fernsehkritik: Richtig fett abnehmen -  Ein Promi auf Hungerkur (ZDF)


Neues Jahr. Alte Vorsätze. Und weil die Welt nicht untergegangen ist, haben wir auch 2012 an den Feiertagen wieder ordentlich zugeschlagen. Ein paar Kilo weniger? Bittesehr.
In Zeiten der personalisierten Werbung kann man sich kaum noch verstecken vor den mannigfachen Marketingmaschen von einigermaßen seriös bis äußerst dubios. Diese Anzeige
in Facebook zum Beispiel verspricht mir in gebrochenem Deutsch, ganze 15 Kilo in 2 Wochenzu verlieren. Geht das überhaupt? Kotz Dich schlank wäre vermutlich die einzig adäquate Methode, dieses Wunder
zu vollbringen. Wenn überhaupt, Zum Kotzen finde ich allerdings auch das, was uns der ZDF info-Kanal unter dem Deckmäntelchen der Seriösität zum Jahresbeginn serviert: Eine
mehrteilige BBC-Reportage mit dem Titel "Richtig fett abnehmen". Man nehme: Eine hierzulande komplett unbekannte und in ihrer Heimat womöglich zu Recht vergessene Ex-Girlband-Sängerin, die als Mutter, Ehefrau und Thirtysomething nach dem Karriereknick ca. Größe 40-42 trägt. Sie scheint dabei ziemlich hübsch, talentiert und sympathisch zu sein. Wenn, ja wenn sie nicht wie so viele Frauen um nichts anderes kreisen würde als um den Umfang ihres Bauchs und ihrer Oberschenkel. Zwar war sie zwischendurch auch mal eine Zeitlang richtig übergewichtig, aber inzwischen sieht sie einfach ziemlich normal und wohlgenährt aus. Trotzdem lässt man ihr Raum und Zeit, mehrere Folgen lang über ihr Gewicht zu schwadronieren und darüber, wie fett sie ist. Und wenn sie dann gerade mal einen lichten Moment hat und dieses System in Frage stellt, dann sagen es andere oder es wird darüber berichtet, wie die britische Presse über das Pummelchen lästert und wie ein Schönheitschirurg sie zurechtschnippeln würde. Gut möglich natürlich, dass es sonst nichts zu berichten gibt über diese Claire Richards, wenn sie nichts Besseres zu tun hat als sich selbst auf ihren Körper zu reduzieren. Ihr etwas pummeliger, aber nicht minder sympathischer Ehemann ist da nicht das Problem. Männer haben ja in der Regel gern was zum Anfassen, aber das fernsehtaugliche Fleisch muss knusprig sein, damit es in die marketingtauglichen Magermodelklamotten passt. Die Doppelmoral von der Geschicht: Kaum eine Frau fühlt sich wirklich wohl in ihrer Haut.

Übergewicht, wirkliches Übergewicht, kann zu gesundheitlichen Problemen führen und macht auch sonst nicht halb so viel Spaß, wenn gesellschaftliche Diskriminierung zu den Selbstzweifeln hinzukommt und man eigentlich gar nicht so viel essen kann, wie man darüber gefrustet ist. Insofern ist Doku-Träller-Claire eine von uns. Ich fall ihr da jetzt nicht in den Rücken, weil ich ihr ihre Nöte durchaus glaube. Es ist
nun mal nicht allein eine Frage der Kleidergröße, wenn frau sich fett fühlt. Es ist ein Gefühl, das jede kennt. Übel nehme ich dem BBC - und dem ZDF als "Zweitverwerter" dieser dünnen Doku-Diät-Suppe - die Unreflektiertheit, mit der uns hier eine relativ normalgewichtige Frau als übermäßig fett verkauft werden soll. Da helfen auch ein paar kritische Untertöne nicht, am Ende bleibt ein ganz übler Nachgeschmack. Das finden womöglich manche junge Mädchen und Frauen wieder richtig zum Kotzen, und andere wiederum möchten sich kalorienreiche Snacks reinhauen, weil wenn Clärchen schon ein hoffnungsloser Fall ist, dann sind wir es ja schon lange. Und am Ende haben wir es ja ohnehin schon vorher gewusst: Das Geheimrezept fürs "Richtig fett abnehmen" hat auch diese Doku nicht zu bieten. Stattdessen gibt es Aufgewärmtes aus der Fernsehkantine von Vorgestern. Mit dem Zweiten sieht man: Am Besten nicht Neues. In diesem Sinne: Getrost abschalten.

Montag, 12. März 2012

Buchberatungsstelle: Reise, aber weise: Wie Städte und Länder "ticken"

Buchberatungsstelle: Reise, aber weise: Wie Städte und Länder "ticken": Heute möchte ich Euch zwei Reihen vorstellen, die einerseits eine ähnliche Zielgruppe ansprechen, andererseits aber auch sehr unterschi... Ich blogge ab sofort wieder regelmäßig, und zwar hier.

Samstag, 17. Januar 2009

Super Hirn


Dieses Gehirn hat eine amerikanische Psychiaterin anatomisch korrekt nachgestrickt, bis hin zu den komplexesten Details. Ein Jahr soll sie daran gesessen haben, was sie so begründet:

"It was a labour of love.
For me, there were two humorous aspects. One was simply to undertake such a ridiculously complex, time consuming project for no practical reason.
The second was the idea of making a somewhat mysterious and difficult object - a brain - out of a 'cuddly', cheerfully coloured, familiar material like cotton yarn."

Bisher unbewiesen blieben die Gerüchte bei Ravelry, wo ich diese Meldung aus dem britischen ...Telegraphgefunden habe, es handele sich um das Gehirn einer wollsüchtigen Strickerin

Sonntag, 11. Januar 2009

Ausgerechnet Socken!

Socken

Wer meine Strickvorlieben kennt, der weíß: Das Nadelspiel und ich, wir werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Nach etwa 27 Versuchen hatte ich daher beschlossen, dass Socken stricken einfach nicht mein Ding ist. Und überhaupt: Was ist der Witz dabei, aufwändigste Kunstwerke zu stricken und sie in Schuhen und unterm Hosenbein zu verstecken?

Letzteres weiß ich zwar selbst noch nicht genau, aber dennoch musste ich - die Unterwegs-Strickerin par excellence - über kurz oder lang dem Sockenstricken verfallen. Meine Alternative zum Nadelspiel: Zwei Rundstricknadeln. Der Nebeneffekt: Das Strickbild wirkt viel sauberer, ich habe keine sichtbaren "Gässchen" zwischen den Nadeln, sondern einen schönen gleichmäßigen Schlauch. Vorteil Nr. 2: Nach dem Arbeiten der Ferse auf einer Rundstricknadel kann ich die Maschen so verteilen, dass sämtliche Zunahmen und später Abnahmen nur einer Nadel geschehen und ich brauchte praktisch nicht zu zählen. Vorteil Nr. 3: Möchte ich Rippen oder ein Muster auf der Fußoberseite arbeiten, kann ich mir die Mustermaschen alle auf eine Nadel nehmen und den Rest auf die andere.

Ob ich eine obsessive Sockenstrickerin werde in diesem Jahr - nun, das bleibt abzuwarten. Es gibt auch noch viele andere Projekte, die mich reizen und Wolle genug im Stash. Einen Clapotis möchte ich auf jeden Fall bald endlich mal anschlagen - sowas braucht die Strickerin von Welt einfach ;o).
Und das eine oder andere Laceprojekt vielleicht. Nun, mir werden die Ideen nicht ausgehen. Und mit meinem neuen Knitpicks-Set hänge ich sowieso buchstäblich an der Nadel. Autsch.

Aber es sind auch noch eine ganze Menge andere Sachen fertig geworden, nicht bloß Socken. Zum Beispiel meine "BYOB"(Bring your own bag)-Einkaufstasche, die ich mal bei einem Stricktreffen begonnen habe, zu dem ich vergessen hatte, Strickzeug mitzubringen. Das Perlmuster war schon irgendwie die Pest, aber die Mühe hat sich gelohnt - Einkaufstaschen kann man ja nie genug haben.

Auf ein Neues!

Jetzt blogge ich doch tatsächlich schon fast ein Jahr, fast unbemerkt ist die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr verrannt und nun haben wir doch schon fast wieder Mitte Januar.

Trotzdem wünsche ich Euch allen auch jetzt noch ein ganz tolles, gesundes, glückliches und kreatives 2009!

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Wüste. Und Beschimpfungen.

Eigentlich kann Aci das besser als ich und sie ist nun auch nach einer wohlverdienten Pause wieder zurück in der "Blogosphäre". Aber heute möchte ich auch mal zwei berufliche Sachen bloggen, frisch aus dem Weihnachtsgeschäft.

Das war zum einen die Kundin, die mit Noah Gordons "Der Katalane" zur Kasse kam und meine Kollegin fragte: "Haben Sie das gelesen?" Als sie wahrheitsgemäß verneinte, schüttelte die Kundin nur den Kopf und befand uns als generell ziemlich inkompetent. "Das ist das Problem bei den Buchverkäuferinnen, nie haben sie das Buch gelesen." Hm. Naja, ein paar von den ca. 1 Million lieferbaren Titeln auf dem deutschen Buchmarkt schaffen wir schon, aber alle? Wenn die Dame mir das finanziert, von mir aus. Aber immerhin hat sie das Buch trotzdem gekauft.

Doch während wir diese Kundin nicht hätten glücklich machen können, konnte ich gestern eine andere richtig beeindrucken. Hat zwar eine Weile gedauert, aber "The desert man" von Graham Greene war einfach nicht auffindbar, was mich stutzig machte und die Kundin auch, weil die Lehrerin das doch gesagt hatte. Naja, oder so ähnlich. Ein paar Recherchen später kam ich auf die Idee, dass hier eigentlich nur "The third man" gemeint sein konnte. Wenn man das ein wenig schlampig und ohne ti-äitsch ausspricht, kann die Mama dann schon durchaus mal Bahnhof äh Wüste verstehen.