Guten Tag, meine Damen und Herren!
Im
Rahmen meiner Vortragsreihe "Kleine Trollkunde für Anfänger" möchte ich
Ihnen heute die Gattung der Kleintrolle nahe bringen, insbesondere die
der possierlichen Bratröllchen (als alternative Schreibweise lt. neuer
Rechtschreibung auch: Bra-Tröllchen). Gemeine Bratröllchen sind
harmlose Geschöpfe. Sie sind klein und füllig und stecken in einer
orangefarbenen Haut mit Pockennarben und einer Nase, die beinahe so groß
ist wie ihr Bauch. Ihren Namen verdanken sie einer wulstigen, etwas
dunkleren Einfärbung auf Brusthöhe, die an einen BH (=engl. "bra")
erinnert.
Wie die meisten Kleintrolle sind sie Einzelgänger, doch
weil sie Sumpfgebiete bevorzugen, leben sie dennoch in der Regel nicht
weit voneinander entfernt. Trifft ein Bratröllchen auf ein anderes,
gehen sie grußlos aneinander vorbei. Ihre Pockenhaut diente als Vorbild
für die Entwicklung des Goretex-Stoffs, denn sie ist absolut
wasserabweisend und atmungsaktiv. Selbst im tiefsten Morast sinken sie
nicht ein und sehen stets aus wie aus dem Ei gepellt. Apropos: Wie
sich die Tröllchen fortpflanzen, ist noch ungeklärt. Es gibt weltweit
nur sehr wenige Exemplare und es erfordert einige List, sie zu
beobachten. Sicher ist nur, dass sie mindestens 100 Jahre alt werden.
Vorher sterben sie aus Prinzip nicht.
Man hat versucht, sie für
Tierversuche zu fangen, doch die Bratröllchen haben einfach nicht auf
die menschlichen Manipulationen reagiert. Selbst die schärfsten Messer
und die spitzesten Nadeln haben ihre kleinen festen Körper nicht
durchdrungen. Sie waren absolut medikamenten- und
betäubungsmittelresistent und konnten nur mit Klettbändern an Armen und
Beinen gefesselt werden. Schließlich hat man sie entnervt wieder
freigelassen. Es machte einfach keinen Spaß, die Bratröllchen zu quälen.
Wonderbratröllchen unterscheiden sich von normalen Bratröllchen
dadurch, dass sie im Dunkeln leuchten. Ansonsten verhalten sie sich ganz
genauso. Es kommt vor, dass sie eine ganze Moorlandschaft in ein
neonoranges Licht tauchen, aber nur, wenn gerade keiner hinschaut. (Weil
Wonderbratröllchen fast blind sind, bemerken sie manchmal nicht, dass
sie jemand bemerkt hat, daher weiß man von diesem Phänomen.)
Interessanterweise
gibt es noch mehr Tröllchenarten, die sich in höchst unterschiedlichen
Lebensräumen eine Nische gesucht haben. Allen voran ist das
Zebratröllchen zu nennen, welches so quirlig und knuddelig ist, dass man
es am liebsten mit nach Hause nehmen würde. Doch scheu sind sie alle,
die Tröllchen und die Trolle. Das Zebratröllchen ist plüschig und
schwarzweiß gestreift und lebt in Wüstenrandgebieten und Steppen. Dort
kann es vorkommen, dass ihm gelegentlich ein Algebratröllchen über den
Weg läuft. Natürlich gehen auch diese Tröllchen grußlos aneinander
vorbei. Algebratröllchen lieben es als echte Mathematiker staubtrocken.
Bevor sie einen Weg einschlagen, berechnen sie dessen Länge und
hinterlassen den Rechenweg als Spuren im Sand. Manchmal bauen sie sogar
absichtlich Rechenfehler ein, um ihre Feinde zu täuschen. Wer die
listigen Algebratröllchen beobachten möchte, braucht eine mathematische
Begabung und beträchtliche Wasservorräte, denn Algebratröllchen fühlen
sich inmitten der Wüste am wohlsten.
Zu warnen ist vor dem
Kobratröllchen. Es kann sich verschiedensten Umgebungen anpassen und ist
hochgiftig. Es ist gestreift wie das Zebratröllchen
(Verwechslungsgefahr!), doch längst nicht so plüschig wie dieses. Fühlt
es sich bedroht, beißt es sofort zu. Ein Kobratröllchenbiss ist äußerst
schmerzhaft und kann sogar tödlich sein, wenn das Gift tief genug
eingedrungen ist, doch zum Glück gibt es ein simples Gegenmittel: Die
betroffenen Stellen müssen umgehend mit Brennnessel-Quacksalbe
eingerieben werden, welche man in Kobratröllchengebieten stets bei sich
führen sollte. Eine weitere Möglichkeit ist das Beschwören der
Kobratröllchen durch Musik. Dann beißen sie auch nicht, doch Laien wird
von dieser Methode abgeraten, weil Kobratröllchen das absolute Gehör
besitzen und zudem einen höchst eigenwilligen Musikgeschmack. Aus
Volkserzählungen kennt man weiterhin das Abrakadabratröllchen, welches
in dichten Wäldern lebt und Menschen in Elfen und Feen verzaubert haben
soll, doch bisher hat noch kein ernsthafter Trollforscher ein solches
gesehen. Allerdings verschwinden auffallend viele Trollforscher spurlos
im Dickicht skandinavischer Wälder und niemand weiß davon zu erzählen,
was sie vor ihrem Verschwinden erlebt haben.
Das war's mal wieder für
heute - ich danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche
weiterhin ein trolliges Wochenende. Mit diesen Worten trolle ich mich.Ihr Prof. Dr. rer. troll. Julius Fidibus
Freitag, 2. August 2013
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