Montag, 14. Januar 2008

Frühlingslichterkette


Ja, ist doch bald Frühling, oder?

Im vorherigen Posting habe ich bereits geschrieben, dass mich der Gartenschal aus dem Häkelbuch zu einer Lichterkette inspiriert hat. Das Muster allerdings stammt von mir, drum kann ich es hier auch ganz unbesorgt veröffentlichen.

Die Blumen sind sehr simpel gestrickt bzw. gehäkelt ;o), werden aber durch das Filzen plastischer. Ich habe eine spezielle Wolle zum Filzen benutzt: Anchor Filz-it. Teilweise ist sie schwer zu bekommen, aber ich gehe davon aus, dass es auch mit jeder 100% Schurwolle funktioniert, auf der nicht "superwash" draufsteht. Eine Maschenprobe im eigentliche Sinne ist nicht notwendig, aber ich würde eine Filzprobe empfehlen, um einzuschätzen, wie groß die Blumen werden. Wer eine größere Blume möchte, kann z.B. ein weiteres Doppelstäbchen häkeln bzw. selbiges weglassen, wenn die Blüte kleiner werden soll.



Es werden benötigt:
je 50 g Anchor Filz it Wolle in Gelb, Rot, Flieder und Weinrot
Häkelnadel 6-7 mm
Lichterkette mit kleinen LED-Lichtern, die sich (wichtig!) nicht aufheizen
Wollnadel
Nähnadel
Nähgarn

8+1 Luftmaschen, in der zweiten Masche nach der Nadel beginnen. *Feste Masche, Halbes Stäbchen, Stäbchen, Doppelstäbchen, Stäbchen, halbes Stäbchen, feste Masche* 1Kettmasche, in die nächste Masche einstechen und ab hier *wiederholen.

4 Blütenblätter arbeiten. Nach Blütenblatt Nr. 4 die Blätter mit einer Kettmasche verbindet. Farbe wechseln und das Innere der Blume gestalten. Hier einfach 3-4 feste Maschen einarbeiten, einmal in die Runde. Wenn es unregelmäßig aussieht, denen Faden etwas länger lassen mit einer Wollnadel ausbessern, so dass ein rundes Blüteninneres entsteht.

Fäden vernähen ist beim Filzen nicht nötig, einfach die Ende verknoten, dann kann man sie später abschneiden.

So viele Blumen machen wie Lämpchen vorhanden sind mit wechselnden Farben. Nach Anleitung in der Waschmaschine filzen (bei mir haben sich ca. 60 - 70 Grad Waschtemperatur bewährt und wichtig: Kein Sparprogramm verwenden. Es funktioniert nicht!).

Die Blumen in Form ziehen und trocknen. Jetzt an der Lichterkette befestigen. Dabei sind die gefilzten Fadenenden oft hilfreich, man kann sie hinter dem Lämpchen verknoten. Für einen festen Halt genügt dies jedoch leider nicht, man sollte also mit Nähgarn an einer unsichtbaren Stelle Lämpchen und Blume miteinander verbinden. Das klingt jetzt etwas merkwürdig, natürlich sollte man dabei nicht durchs Kabel oder die Birne stechen ;o), aber oftmals gibt es zwischen Lämpchen und Hauptkabel kleine Zwischenräume, in die man stechen kann. Probiert es einfach aus, es ist nicht halb so kompliziert wie es klingt, erfordert aber an dieser Stelle ein wenig Fingerfertigkeit.

Jetzt noch die überflüssigen Filzfäden vorsichtig abschneiden soweit es geht - fertig ist die Lichterkette!


Dieses Buch hat mein Leben verändert *lach*



Meine Rezension - bereits veröffentlicht bei http://www.ciao.de/:






Ähm - häkeln?



Bücher über Handarbeiten sind meistens auch so, wie Handarbeiten hierzulande noch immer wahrgenommen werden: irgendwie altjüngferlich, kryptisch und hoffnungslos unmodern.

Ein bisschen bunter wird's zwar, wenn man sich die kleinen Hefte und Zeitschriften mit bunten Accessoires anschaut, aber auch da halten sich die wirklich neuen Inspirationen in Grenzen.
In Amerika hat sich in den letzten Jahren ein Wandel eingestellt: Eine neue Generation kreativer Menschen (überwiegend Frauen, nach wie vor), die das "alte Handwerk" des Strickens, Häkelns und Nähens für sich neu entdecken, "crafty people", die aus Altem was Neues machen, alte Zöpfe neu flechten, alte Hüte hervorholen, mit einer recht interessanten Mischung aus "Hipness" und Traditionsbewusstsein.

Eine Ikone dieser (Gegen-)Bewegung ist Debbie Stoller, deren Stitch'n'Bitch-Bücher in den USA ein Riesenerfolg waren und sind und die dazu geführt haben, dass sich allerorten in Kneipen und Cafés die guten, alten Handarbeitskreise re-formieren. Gute Sache, finde ich, war doch Stricken und Häkeln immer schon etwas sehr Kommunikatives. Und KiP, "Knitting in Public" (öffentlich stricken) kennen wir Deutschen ja durchaus noch von Grünen-Parteitagen aus den 80ern. Daran buchstäblich anzuknüpfen, ohne Ökotouch und Müslifeeling, einfach weil's Spaß macht, etwas Individuelles selbst herzustellen, das ist hier die Devise.
"Stitch'n'Bitch Crochet", das Häkelbuch aus dieser Reihe, gibt es nun auch auf Deutsch unter dem Titel "MaschenWare". Dass das Buch anders ist, sieht man schon am Format: quadratisch, quietschbunt und prall gefüllt mit Bildern und richtig ausformuliertem Text - nicht bloß mit grafischen Muster-Wüsten. Obwohl ich als Kind schon mal gehäkelt habe, kann ich mit gutem Gewissen sagen: Dies ist ein absolutes Basisbuch, mit dem man sich das Häkeln selbst beibringen und binnen kürzester Zeit kleine und größere Kunst-Stücke herstellen kann.

Von der Pike auf gelernt
Der erste Teil ist der Theorieteil, doch kommt er weder trocken noch grau daher.

Die schönen comicähnlichen Illustrationen und klaren Fotos reichen von der Materialkunde bis zur Erklärung der Häkelschrift und Erläuterungen zum Zusammennähen, Spannen und Verzieren - da kann nun wirklich nichts mehr schief gehen.
Allein schon für den ausführlichen Erklärungs- und Einführungsteil ist es Gold wert. Ich kenne kein Häkelbuch, welches so ausführlich und von der Pike auf die Grundtechniken erklärt - nahezu 100 Seiten des 300 Seiten starken Buches waren zumindest für mich ein perfektes "Update" meiner nahezu komplett verschütteten Häkelkenntnisse.

Am Anfang habe ich trotz der Verlockung, eines der tollen Projekte auszuprobieren, erst mal die Grundmaschen geübt, doch es entstand sehr schnell etwas "Dingliches" daraus, sobald ich dem Ding eine gewisse Form gab, somit zog es mich also zu den Häkelprojekten in Teil 2, die ich natürlich schon mit Begeisterung beäugt hatte.

Wolllüstig - Die Qual der Wahl

Der zweite Teil ist eben der praktische, passenderweise trägt er den Titel "Im Häkelfieber" (woher wissen die das? *transpirier*). Debbie Stoller hat sie bewusst nicht danach sortiert, wie schwierig sie zu bewältigen sind, um niemanden abzuschrecken, das finde ich gut. Trotzdem kann man mit ein paar anfänglichen Fingerübungen schon ganz gut einschätzen, was zu schaffen ist und was vielleicht als nächste Herausforderung dienen könnte. Die Modelle sind allesamt keine Mammutprojekte, das allein macht das Buch schon zu einem guten Anfängerbuch.
Die Kapitel sind aufgeteilt in:
Schal und Stola
Hüte
Taschen
Frühling & Sommer
Herbst & Winter
Accessoires
Heim, Geschenke und Baby.

Es ist allein schon eine Freude zu sehen, was man alles häkeln kann…ich kann mich da vor eigenen, manchmal etwas verrückten Ideen kaum mehr retten und notiere mir die schon, weil ich gar nicht dazu komme, die alle sofort zu häkeln. Manchmal habe ich auch schon was angefangen, und schwupps kam etwas ganz anderes dabei raus, manchmal macht so eine Häkelnadel ja doch, was sie will. Aber im Großen und Ganzen habe ich viel Freude mit dieser - ja, das ist hier keine Übertreibung - dieser Quelle der Inspiration.
Die Anleitungen sind anders als in anderen Häkelbüchern und Zeitschriften, hier wird alles gründlich erklärt und noch eine extra Zeichnung gehört auch zu vielen Modellen.

Ich hätte das Buch trotzdem gut gefunden, wenn es mir von den Modellen her nur ein paar Inspirationen gegeben hätte, ein oder zwei Muster vielleicht, die ich nach meinen Vorstellungen umgearbeitet hätte. Angesichts des Wollverbrauchs (nein, das ist kein preiswertes Hobby!) wäre das vielleicht besser gewesen, aber mitnichten: ca. 60 bis 70 % der gezeigten kleinen und großen Häkelprojekte möchte ich irgendwann mal nacharbeiten.
Mehr noch, ich habe bereits eine gute Handvoll Sachen daraus hergestellt, sei es nun für mich selbst oder auch als Geschenk. Als erstes habe ich mich von den I-Pod-Hütern mit Wackelaugen inspirieren lassen, habe bunte Wollreste zu noch bunteren Handytäschchen verarbeitet, die irgendwie an die berühmt-berüchtigten Eierwärmer erinnerten, die ich als ca. 10jährige im Akkord produzierte: Ich konnte nicht aufhören, bevor ich nicht alle damit "beglückt" hatte, im Wesentlichen waren die Reaktionen aber so positiv, dass ich mich nicht beirren ließ und weiter machte.

Ich verliebte mich sogleich in das erste Modell im Buch: den Gartenschal. Man sieht ihm wirklich nicht an, dass selbst blutige Anfänger den in wenigen Stunden hinkriegen können, und außerdem fand ich es total motivierend, mich Blüte für Blüte vorzuarbeiten, bis das fertige Produkt vor mir lag. Der Gartenschal, geb ich zu, ist leider kurze Zeit später bis zum Frühling in den Schrank gewandert, denn wintertauglich ist er nicht, aber perfekt für den Übergang.


Da isser; wegen der Farben habe ich ihn auch meinen Prilblumenschal getauft.



Immerhin blieben mir noch ein paar sonnige Oktobertage, um ihn stolz wie Bolle spazieren zu tragen, und da hatte ich auch gleich ein süßes Erlebnis mit einem kleinen Mädchen, welches mir auf der Straße begegnete, ganz große Augen kriegte und meinte "Der ist aber schön". Für große Mädchen aber auch, finde ich.
Die Grundform der Blüten inspirierte mich zu einigem mehr: ich habe inzwischen einiges an Blüten gehäkelt, weil das so viel Laune macht und die Dinger auch im Winter schnell "wachsen". Für eine Freundin habe ich zum Geburtstag eine Lichterkette aus gehäkelten und in der Waschmaschine gefilzten Blüten gebastelt. Nebenbei bemerkt: Der Schal ging schneller.

Da war dann als nächstes "Froufrou", ein edler Rüschencardigan, der zum damaligen Zeitpunkt (ehm, vor gerade mal knapp zwei Monaten, aber dennoch) wohl noch nicht ganz meinen Fähigkeiten entsprach. Fertig gekriegt habe ich ihn trotzdem, aber er ist ganz anders geworden als auf dem Bild, eine üppig schwere Strickjacke, die hübsch ist und mich hervorragend wärmt, wenn hier in der Wohnung mal wieder die Heizung nicht so richtig funktioniert, aber leider zu dick, um ihn unterm Mantel zu tragen.
Also lieber doch wieder was Kleines für zwischendurch, dachte ich mir und beschloss, mit dem Weihnachts-und Geburtstagsgeschenken loszulegen. Den "Ohrenfreund", eine Mütze, deren Ohrenklappen man mit zwei angenähten Knöpfen hoch- und runterklappen kann (ja, viele der Projekte haben so nette Namen, das finde ich auch sehr charmant) habe ich gleich zweimal gehäkelt: einmal ganz klassisch uni bzw. aus meliertem Garn und einmal als hippiebunten Filzhut. Ein perfektes Last-Minute-Geschenk - in zwei, drei Stunden ist er fertig!

Nach ein paar selbst ausgedachten Mini-Projekten bin ich nun wieder fast fertig mit einer Art Gesellenstück: Einem Bolero-Jäckchen aus Glitzergarn, welches ich allerdings, um es für mich figurfreundlicher zu gestalten, etwas länger gemacht habe. Das Muster war nun eine echte Herausforderung, aber hey, nach ein paar Reihen hatte ich den Bogen locker raus...auf dem Foto fehlt noch die Borte und Fäden sind unvernäht, aber ist es nicht trotzdem schon ganz zauberhaft?




*stolzbin*

Soviel Produktivität, so viele schöne Sachen. Dieses Buch war maßgeblich dran beteiligt, dass ich nun ein neues (oder ein neues, altes) Hobby habe und es heißt ja, Häkeln sei das neue Yoga. Naja. Das hab ich mir nicht ausgedacht. Aber ja, es macht Spaß und bringt sehr handfeste und wunderschöne Erfolgserlebnisse. Ich bild mir sogar ein, beim Fernsehen und Filme gucken weniger zu naschen, weil ja meine Hände stets beschäftigt sind. Das wär kein übler Nebeneffekt, aber ich da ich auch nicht ständig häkeln kann, will ich mich diesbezüglich mal lieber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen…

Neue Masche? Alte Masche?
Ganz egal. Wenn Ihr Lust habt, Häkeln zu lernen bzw. schicke, wirklich moderne Häkelsachen zu tragen und sie nach Euren eigenen Vorstellungen zu fertigen, dann kauft Euch dieses Buch. Für gerade mal 12,95 € bekommt Ihr ein im deutschen Sprachraum meines Wissens absolut einmaliges, humorvolles, junges, toll fotografiertes Modebuch mit (fast) idiotensicheren Anleitungen, massig Inspirationen darüber hinaus und vermutlich ein ganz neues Verhältnis zu ganz alten Maschen, die auf einmal wieder ganz schön modisch daherkommen.

Ein klitzekleines Manko hat dieses Buch dennoch, und das liegt mal wieder daran, dass es sich um eine Übersetzung handelt: Einige der vorgeschlagenen Garne sind in Deutschland nur schwer oder gar nicht zu bekommen, und auch den Teil mit den Bezugsquellen hätte man dem deutschen Markt ein bisschen besser anpassen können. Im Grunde macht mir das wenig, denn meist mach ich's ähnlich wie beim Kochen: Ich benutze das Grundrezepte und lass mir bei den Zutaten aber ungern reinreden, sprich: Ich will die Wolle ohnehin vorher auswählen, sehen, fühlen.
Der Nachteil des Ganzen (sagt nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt!): Man wird süchtig. Und glaubt mal nicht, dass selber machen grundsätzlich die billigere Alternative ist. Wolle ist ganz schön teuer, und so manches "Drumherum" ebenso. Aber das Gefühl, etwas Selbstgemachtes zu tragen oder mit sich zu tragen, das wiegt es dreimal auf. Finde ich.

Wackelaugen!

Hiermit fing es an:



Kaum hatten sich die Finger dran gewöhnt, wie feste Maschen gingen, kam schon die Serienproduktion für die kleinen Handy-Tierchen:



Und dieses Modell finde ich besonders schön:

Nicht noch ein Blog!

Tjaja, auch ich werde jetzt mal mein Glück beim Bloggen versuchen. Sowas hat man ja nun mal heutzutage und kost ja nix. Gar nicht so leicht, stets für Content zu sorgen. Aus meinem Beruf könnte ich Euch schon einiges erzählen, aber: Ein Buchhändlerblog gibt es bereits, und das ist eigentlich kaum zu toppen, so dass ich höchstens mal eine kleine Anekdote aus meinem Berufsleben zum Besten geben werde.
Aber sicherlich gibt's immer wieder mal erwähnenswerte Bücher, die ich Euch hier vorstellen werde, vor allem aber mein wiederentdecktes Hobby, meine neue Sucht: Das Häkeln. Bzw. die Sachen, die dabei entstehen, Muster, Ideen, vor denen ich mich seither kaum mehr retten kann und - was sonst - empfehlenswerte Bücher zum Thema.
Wer bin ich: 34 Jahre jung (ja, jung), weiblich, humorvoll, büchersüchtig, chaotisch, Fisch mit Jungfrauaszendentin (für alle denen das was bedeutet), links und feministisch (für alle, denen das noch was bedeutet), manchmal etwas widersprüchlich und seit knapp zehn Jahren in dieselbe Frau verliebt.

Schönes Lesen!